Extensive Gründlandnutzung und Heuvermarktung
Bei einem Spaziergang durch die Wümmeniederung, z.B. von Rotenburg nach Ahausen, geht man fast nur durch Wiesen. Sah die Landschaft hier schon immer so aus, oder wie ist sie entstanden?
Aus Naturlandschaft wird Kulturlandschaft
Ursprünglich war die ganze Niederung mit Wald bedeckt, der sich nach der Eiszeit überall ausbreitete. Die ersten Ackerbauern und Viehzüchter trieben jedoch ihre Tiere zum Weiden in die Wälder und gleichzeitig wurde das Holz für Bau- und Heizzwecke geschlagen. So entstanden offene Flächen, an denen sich Licht liebende Gräser und Kräuter ansiedeln konnten.
Erst nach 800 n.Chr. gingen die Menschen dazu über, einen Teil dieser Weiden zu mähen. Das Mähgut stellte, je nach Mähtermin, ein kräuterreiches Futter oder Einstreu für das Vieh im Winter. – Aus Weiden waren Wiesen geworden.
Schützenswert
In den regelmäßig vom Hochwasser überschwemmten Feuchtwiesen stellten sich viele Spezialisten unter Pflanzen und Tieren ein, die in ihrem Lebensrhythmus auf die späte Mahd der Flächen eingestellt sind. Ihre Spezialisierung macht die Flächen aber besonders schützenswert. Verändern sich die Nutzungsbedingungen so haben sie keine Chance sich anzupassen und sind vom Aussterben bedroht.
Bedrohung
Die größte Gefahr für diese Flächen besteht einerseits in der Nutzungsaufgabe und andererseits in der Intensivnutzung. Unter dem Druck der Wirtschaftlichkeit werden Flächen entwässert und immer früher gemäht. Die Konsequenz:
- Die Nester am Boden brütender Wiesenvögel werden frühzeitig erstört;
- durch Entwässerung und Düngung geht Spezialisten, wie dem Storch, die Nahrung aus.
- Das Wichtigste an den Wiesen, der Reichtum an Kräutern, geht verloren, da sie nicht zur Blüte, bzw. zum Fruchten kommen.
- Damit wiederum fehlt vielen Insekten die Nahrungsgrundlage.
Was ist zu tun?
Überließe man alles sich selber, so würde sich im Laufe der Jahre wieder ein natürlicher Wald bilden. Die Wümmewiesen sind aber eine vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft. Nur durch die zurückhaltende (extensive) Nutzung kann diese bewahrt werden.
Die Umsetzung
Seit 1997 bemüht sich die BSW stillgelegte Flächen, bzw. als Feuchtgrünland geschützte Flächen, die zu verbrachen drohen, durch eine jährliche Mahd nach dem 1. Juli als kräuterreiches Grünland zu erhalten. Dabei wollen wir zugleich aufzeigen, dass Landschaftspflege von Naturschutzverbänden in sinnvoller Weise betrieben werden kann, ohne dauerhaft am Tropf des öffentlichen Geldhahnes zu hängen.
Als potentielle Abnehmer für unser Heu wurden daher Pferde- und Wildtierhalter ins Auge gefasst, die aus ernährungsphysiologischer Sicht in ganz besonderem Maße für ihre Tiere auf dieses eiweißarme und rohfaserreiche Futter angewiesen sind.
In der praktischen Durchführung ist das Projekt so angelegt, dass Landwirte im Ruhestand, die gleichzeitig Vereinsmitglieder sind, für Flächen bis zu einer Größe von 3-4 ha die Entscheidung zum Mähbeginn und Presszeitpunkt bestimmen. Ihre Erfahrungen sollen bewusst genutzt und in das Projekt mit eingebracht werden. Arbeiten, die nicht selber durchgeführt werden können, z.B. das Pressen, werden vom Maschinenring zu dessen Abrechnungssätzen übernommen. Im Übrigen werden für die Gerätenutzung die Maschinenringsätze zugrunde gelegt.
Dem Verein obliegt neben dem Arbeitseinsatz mit den vereinseigenen Geräten und Maschinen das Management für den Abtransport des Mähguts, das Suchen von Abnehmern sowie deren Betreuung. Dabei galt bisher, dass grundsätzlich nur soviel Heu erzeugt wird, wie auch sicher abgenommen ist. In der Regel erfolgt der Abgabe direkt ab Wiese, wobei es sich als sehr sinnvoll erwiesen hat, die Abnehmer vor dem Aufpressen zur Qualitätsbegutachtung einzuladen. Das Heu wird von uns im Regelfall an die Interessenten verschenkt mit dem Hinweis auf den marktüblichen Gegenwert. Dabei werden die Preise der Region zu Grunde gelegt. Die Abnehmer haben sich dabei bisher immer veranlasst gesehen, diesen oder einen aufgerundeten Betrag an die BSW zu spenden. (Spenden an die BSW sind steuerlich absetzbar.)
Inzwischen bewirtschaftet der Verein ca. 25 ha Fläche und erntet jährlich über 80 Tonnen eiweißarmes und rohfaserreiches Heu.
20 Jahre Grünlandpflege der BSW – ein Projekt kommt in die Jahre, die Akteure nicht!
Bild Katrin und Rebecca
2016 für den Naturschutz im Einsatz: Katrin Fründ und Rebecca Klaue bringen es zusammen auf 46 Jahre. Die Trecker, die sie fahren, auf 104 Jahre.